Sechs Jahre bin ich jetzt schon selbstständig und ich kann mir mein Leben gar nicht mehr anders vorstellen. Ich durfte lernen, dass es die perfekte Unternehmerin nicht gibt. Zumindest in meiner Welt. Es gibt auch nicht die EINE ultimative Verkaufsstrategie, das EINE ultimative Marketing-Tool oder die Über-Nacht-Reich-Methode usw.. Was ich dir sagen kann, es gibt viele gute Methoden und Techniken in allen Bereichen, die dir helfen dein Business schneller und leichter aufzubauen. Dennoch ist es sehr individuell. Es ist zum Beispiel abhängig davon, wo deine Stärken und Talente liegen, welche Fähigkeiten du mitbringst, welche Erfahrungen du gemacht hast, welche Glaubenssätze bei dir vorherrschen und noch einiges mehr.
Ich beobachte Unternehmer*innen seit etwa 15 Jahren, habe viele in meinem Freundeskreis, bin in Unternehmernetzwerken aktiv, habe schon jede Menge Interviews geführt und gehe selbst seit sechs Jahren diesen Weg und kann dir deshalb sagen:
Den einen RICHTIGEN Weg gibt es nicht und die perfekte Unternehmerin somit auch nicht.
Jeder Mensch ist individuell und einzigartig. Das allein schließt schon aus, dass es EINEN perfekten Menschen geben kann!
Dennoch suchen wir immer nach der ultimativen Lösung, Technik, Fähigkeit etc. um perfekt zu sein.
Perfektionismus: Positiv oder negativ?
Vielleicht kommen dir folgende Gedanken bekannt vor:
- Ich bin noch nicht gut genug in…
- Ich habe noch keine Website
- Ich muss es anderen insbesondere meinem Umfeld recht machen
- Ich habe Angst Fehler zu machen
- Was ist, wenn andere mich dafür nicht mögen? (á la: „Was sollen denn nur die Nachbarn denken?“)
- Ich kann dies und das noch besser machen/optimieren
Diese Perfektions-Gedanken führen meist dazu, dass du nicht in die Umsetzung kommst, deine Ziele nicht erreichst und somit nicht den gewünschten Erfolg spürst.
Negative Auswirkungen des Perfektionismus zusammengefasst:
- Perfektion erschwert oder verhindert die Umsetzung
- Perfektion kann Wachstum verhindern. Denn wenn ich nichts tue, mache ich keine Fehler und kann daher nicht daraus lernen.
- Perfektion kann dazu führen, dass du viel zu viel arbeitest (weil du denkst: „es ist noch nicht gut genug“), dir keine Auszeit gönnst und in einen Burn-Out rutscht.
Natürlich gibt es nicht nur die negative Seite, sondern auch eine Positive
Denn der Wunsch nach Qualität und Präzision ist beispielsweise in vielen Bereichen gut und wichtig. Du kannst außerdem daran wachsen und dich verbessern.
Freiheit
Ich erzähle dir erstmal meine Unternehmerinnengeschichte, damit es etwas greifbarer wird.
Als Unternehmerin kann ich meinen wichtigsten WERT Freiheit so leben, wie ich es mir vorstelle.
„Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“
– Benjamin Franklin (1706-1790) –
Freiheit bedeutet für mich, frei sein in meinem Denken, meinen Entscheidungen und meinem Handeln. Ich lasse mir ungern sagen, was ich tun soll, und gehe liebend gern meine eigenen Wege. Das heißt nicht, dass ich auf nichts und niemanden höre. Wenn es für mich Sinn ergibt, nehme ich Ratschläge und Wissen sehr gern an.
Freiheit bedeutet für mich auch Eigenständigkeit, Eigenverantwortlichkeit, Liberalität, Autarkie, Autonomie und Selbstbestimmung.
Eine Sache die mir bitter aufgestoßen ist: „Einfach mal machen!“
Eine Sache die mir sehr bitter aufgestoßen ist: Meine Mentor*innen während meiner Vermögensberater-Tätigkeit haben sehr oft versucht mir einzureden, dass ich nicht erfolgreich werde, weil ich bestimmte (in ihren Augen) wichtige Dinge nicht tue. Sie sagten mir immer wieder, ich solle nicht alles hinterfragen und „einfach mal machen!“. Außerdem wurde mir vorgeworfen, dass ich „komische“ Kund*innen anziehen würde, so etwas hätte meine Mentorin in zehn Jahren nicht erlebt.
Genau hier liegt eine große Gefahr. Denn es gibt Menschen wie mich, die nur dann authentisch handeln können, wenn sie wissen wieso sie etwas tun. Das heißt ich brauche immer Hintergrundwissen, um meinen Kund*innen mit gutem Gefühl etwas verkaufen zu können. Ich finde wenn du Menschen zu ihrer Geldanlage, ihrem Vermögensaufbau berätst, dann solltest du auch Ahnung von der Thematik haben. Ist jetzt ein*e Berater*in seit mehreren Jahren in der Finanzbranche tätig, hat er/sie in der Regel auch mehr Ahnung vom Fach, als du selbst, die vielleicht gerade begonnen hat. Nur leider musste ich feststellen, dass das nicht bei allen so ist. Meine Mentorin war länger selbstständig als ich, hatte aber (aus meiner Sicht) weniger betriebswirtschaftliches Wissen und konnte mir auch zum Thema Finanzen viele Dinge nicht erklären.
Sie beschäftigte sich intensiv mit Persönlichkeitsweiterentwicklung. Jedoch fiel es ihr schwer das Gelernte bei ihrem Team und sich selbst anzuwenden. Denn ich zog keine komischen Kund*innen an, sondern Menschen, die ähnliche WERTE wie ich teilten. Noch dazu waren es meist Akademiker, die an der Universität gelernt haben – zu hinterfragen! 😉
Der Tipp: „Einfach mal machen!“ kommt mir auch das ein oder andere Mal bei meinen Klientinnen über die Lippen. Jedoch nur, wenn ich weiß sie handeln hier nicht gegen ihre WERTE und stehen sich gerade selbst im Weg ;-).
Vertrauen
Daher war meine Mentorin für mich auch kein Vorbild und ich vertraute ihr nach kurzer Zeit nicht mehr. Ein*e Mentor*in sollte aber an erster Stelle auch Vorbild für dich sein und Vertrauen spielt eine ganz große Rolle in der Zusammenarbeit. Vertrauen ist einer meiner wichtigsten WERTE. Kommt es ins Wanken ist es sehr schwierig für mich, das wieder aufzubauen. Missbraucht jemand mein Vertrauen ist es ganz vorbei.
In meinem Buch habe ich dazu folgendes geschrieben:
„Wer nicht genügend vertraut, wird kein Vertrauen finden.“
– Laotse (6. Jh. v. Chr.) –
„Vertrauen bedeutet für mich, dass ich in allererster Instanz mir selbst vertraue (Selbstvertrauen). Ich traue mir Dinge und Fähigkeiten zu. Ich glaube auch daran, dass ich mich auf mein mir wichtiges Umfeld in hohem Maße verlassen kann. Vertrauen ist ein hoffnungsvoller Vorschuss hinsichtlich bestimmter Erwartungen. Wir alle haben positive und negative Erfahrungen gemacht, diese beeinflussen unseren Vertrauensvorschuss. Ich habe schon einige Vertrauensmissbräuche und Enttäuschungen durch andere Menschen erfahren. Da mir dieser Wert jedoch so wichtig ist, habe ich meist den Kontakt zu diesen Personen abgebrochen. Die Menschen, die mir ihr Vertrauen, ihre Loyalität und ihre Treue entgegenbringen, bekommen auch von mir uneingeschränktes Vertrauen. Antonyme Werte sind Misstrauen und Kontrolle.“(Quelle: Rumpf, Jessica (2022): WERTE WIRKEN WUNDER Endlich mehr Selbstbestimmung und Lebensfreude).
Nun war es dahin mit dem Vertrauen zwischen meiner Mentorin und mir. Das erschwerte unsere Zusammenarbeit und mir war klar, dass ich nicht weiter mit ihr zusammen arbeiten werde. Als ich noch angestellt und unzufrieden war, konnte ich einfach von heute auf morgen kündigen. Jetzt stand ich vor herausfordernden Gesprächen. Arbeitest du unter dem Dach eines Unternehmens (in diesem Fall ein Strukturvertrieb) als Selbstständige und vermittelst Verträge, dann hast du auch einen Vertrag mit diesem Unternehmen. Bevor ich den Vertrag beendete sprach ich mit all meinen Kund*innen und erklärte ihnen die Situation. Die meisten waren sehr traurig darüber, dass ich aufhörte. Es gab jedoch viele Gründe für mich nochmal etwas Neues zu beginnen. Hierzu habe ich auch etwas in meinem neuen Buch WERTE WIRKEN WUNDER geschrieben.
Unternehmerinnen-Mindset: GROß und ANDERS denken!
Als ich meinen Mann kennenlernte und Einblick in eine andere Branche bekam, begann sich mein Mindset stark zu verändern. Ich dachte größer und hielt meine Träume nicht mehr zurück. Ich spürte immer mehr den Drang auch eine Firma zu gründen, die ich zu 100% mein eigen nennen konnte. Ich wollte keine Verträge mit anderen Unternehmen, denn die nehmen dir ein Stück weit auch die Eigenständigkeit, Freiheit und die Individualität. Mein Mann unterstütze mich in meinem Vorhaben noch einmal neu zu gründen, da er spürte, dass ich unglücklich mit der Situation war. 2019 absolvierte ich mehrere Coaching-Seminare und Ausbildungen. Zum 01.01.2020 gründete ich dann nochmal neu. Ich habe übrigens beide Male ohne Business Plan gegründet. Wie du weißt, gehe ich oftmals andere Wege und ich kann dir deshalb sagen, dass es auch ohne Business Plan funktioniert ;-).
Ein Mann ist (k)eine Altersvorsorge?
Frauen und Finanzen
Vorher unterstütze ich ihn bei seiner Unternehmensweiterentwicklung. Ich kümmerte mich zunächst um das Rechnungswesen und auch die Personalverantwortung. Ich führte Mitarbeiter- und Einstellungsgespräche und bereitete die GmbH Gründung vor. Wir arbeiten hier sehr eng zusammen und treffen finanzielle Entscheidungen (beruflich und privat) größtenteils gemeinsam. Ich habe schon früher Vorträge zum Thema Frauen & Finanzen gehalten und mein Motto war stets: Ein Mann ist keine Altersvorsorge (Ein Mann ist keine Altersvorsorge: Warum finanzielle Unabhängigkeit für Frauen so wichtig ist; Buch von Helma Sick und Renate Schmidt). Daher ist es für mich zum einen besonders wichtig, dass wir mit offenen Karten in der Beziehung spielen und wissen wie es ums Geld steht und zum anderen möchte ich mein eigenes Geld verdienen. Daher kam es für mich nicht in Frage Vollzeit für meinen Mann zu arbeiten.
Typischer Fehler bei der Finanzplanung!
Dein Gedankenstand bestimmt deinen Kontostand!
Was ich dir als Unternehmerin von ganzem Herzen empfehlen kann: Beschäftige dich mit deinen Finanzen! Solltest du jetzt denken: „ja aber ich hab doch einen Steuerberater, der sich um alles kümmert“. Dann kann ich nur sagen: „Der Steuerberater schaut rückwärts in die Vergangenheit. In den seltensten Fällen ist es ein Steuerplaner, der mit dir Zukunft gerichtet plant. Dazu kommt, dass ein Steuerberater, kein Finanzplaner ist! Du brauchst eine*n gute*n erfahrene*n Finanzplaner*in für Unternehmer*innen. Wie du diese*n findest, erfährst du in meinem Mentoring. Darüber hinaus mach nicht den Fehler zu denken, du solltest dich gar nicht damit beschäftigen! Denn wie ich immer sage: „Dein Gedankenstand bestimmt deinen Kontostand“.
Umsatzplanung
Mein Mann und ich sprechen regelmäßig, also mindestens wöchentlich über unsere Umsätze und laufenden Projekte. Wir machen aber keine große Jahresplanung. Wir wissen einfach, was wir mindestens verdienen müssen und das ist gesichert. Ich habe mir inzwischen auch schon ein passives Einkommen aufgebaut. Auch wenn ich den Begriff passiv nicht mag, denn irgendwas gibt es immer zu tun und wenn es nur die Verwaltung und Überprüfung ist. Gehst du auch entspannt an das Thema ran? Fällt es dir leicht Umsatz zu generieren? Oder bekommst du Schweißausbrüche, wenn du ans Verkaufen denkst?
Sollte es rund um’ s Geld noch nicht so laufen, wie du es dir wünscht, kann es sein, dass hier noch versteckte Glaubenssätze zu Grunde liegen. Wirf mal einen Blick in mein Buch (Kapitel sechs), dort gebe ich dir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Glaubenssatzarbeit.
Eine grobe Zusammenfassung der Learnings aus den ersten Jahren:
Was habe ich in meiner ersten Selbstständigkeit gelernt?
- Routinen sind wichtig
- Es hilft dir, täglich zur gleichen Zeit aufzustehen und ins Bett zu gehen
- Eine gesunde Ernährung und Bewegung sind enorm wichtig (auch wenn du nicht selbstständig bist ;-))
- Ich denke in Brutto nicht in Netto und was letztendlich zählt ist der Gewinn, denn diesen kannst du investieren und Vermögen aufbauen
- Kaltakquise
- Verkaufen
- Menschenkenntnis, Psychologie
- GROß zu denken
- Tausche dich mit Gleichgesinnten aus, aber höre auf dein Bauchgefühl und bleib authentisch bei dem was du tust
- Durchhaltevermögen: Erfolg im Sinne von Umsatz, Kundengewinnung ist ein Marathon, kein Sprint. Damit meine ich, es kann schon alles schnell gehen, wenn du die richtigen Dinge tust, aber du solltest auch dran bleiben J
Was habe ich als Unternehmerin seit der zweiten Gründung bis hierher gelernt?
- WERTE WERTE WERTE (vorher war das Thema noch nicht so präsent)
- Marketing
- Online-Speaking, Storytelling
- Skalierung zum Beispiel durch Affiliate Marketing
- Communityaufbau auf Social Media
- Reichweite gewinnen
- Meinen Träumen keine Grenzen mehr zu setzen
- Ich-Sein, Authentizität, Integrität
Wie stehst du zum Thema Perfektion?
Was hast du als Unternehmerin gelernt?
Was konntest du aus diesem Artikel mitnehmen?
Teile es gerne mit uns in den Kommentaren!
Im nächsten Artikel teile ich dir mit, welche Gemeinsamkeiten erfolgreiche (was erfolgreich heißt, darf gerne jede*r für sich definieren) Unternehmerinnen mitbringen.
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Du möchtest deine WERTE herausfinden? Hol dir deinen WERTE WIRKEN WUNDER-Guide!
♥ Deine Jessy ♥
Liebe Jessi,
danke für Deine tolle und ehrliche Schilderung. Es ist schade, dass unsere Wege uns manchmal solch große Steine in den Weg legen, aber wir beide haben zum Glück gelernt das Positive zu erkennen. Geduld und die richtigen Menschen um sich zu haben sind in meiner Selbstständigkeit auch elementar.
Es ist sehr schön Deine Erfahrungen zu lesen. Ich habe auch nach Perfektion gestrebt, bis mir einmal eine gute Freundin und Therapeutin sagte, dass 50 % von mir und 50% meines Gegenübers auch 100% sind.
Vertrauen in meine Werte und eine Portion Selbsbewußtsein sind wunderbar.
Das hat mir sehr geholfen, seit dem kann ich immer mehr erkennen, wenn ich eine Pause brauche.
Alles Liebe Christina
Danke Christina für deine wertvollen Worte. Das Positive zu erkennen und wertzuschätzen ist essentiell wichtig. Natürlich ist nicht alles immer perfekt, aber genau dann ist ein wenig Optimismus angebracht 🙂 Toll, dass du deine Werte lebst! Deine Jessy